FAQ (frequently asked questions) - WISSENSWERTES ÜBER TEPPICHE UND DAS LEBEN MIT TEPPICHEN

Abfärben
Bei vielen Teppichen besteht die Gefahr des Abfärbens auf den Untergrund. Dies kann bei jedem Untergrund passieren und wird durch hohe Luftfeuchtigkeit, dichtes Aufliegen oder verschüttete Flüssigkeiten begünstigt. Besonders häufig passiert dies bei Teppichen aus Afghanistan, Teppichen aus bäuerlicher oder nomadischer Herstellung und überfärbten Teppichen. Eine vollflächige Unterlage wie z.B. Maxistop, und regelmäßige Kontrolle in den ersten Wochen nach Anschaffung reduziert die Gefahr des Abfärbens auf den Untergrund erheblich.


Abrasch
Als Abrasch werden gewollte oder ungewollte - meist streifenweise auftretende - Farbabweichungen genannt. Diese entstehen, wenn die Wolle einer Farbe des Teppichs nicht aus einer Einfärbung stammt. Abrasche sind bei Orientteppichen sehr häufig. Bei feinen Manufakturteppichen stellt dies möglicherweise eine Wertminderungen dar, wenn es den Gesamteindruck des Teppichs stört. Bei nomadischen und bäuerlichen Teppichen kann ein Abrasch eine Bereicherung des Colorits sein und zu Werterhöhungen führen. In mechanische Teppiche wird Abrasch teilweise künstlich eingearbeitet damit sie "echt" wirken.


Bei diesem Ushak in Naturfarben unterstützt der Abrasch die antike Ausstrahlung des Teppichs und wirkt sehr gefällig.

Amerikanischer Sarough
In der Zeit von 1900 bis 1930 wurden sehr viele Saroughs aus Persien (heute Iran) nach Amerika exportiert. Diese waren meist ohne Medaillon und großflächig mit floralen Mustern gefüllt. Die vorherrschenden Farben waren Lachs- und Rosenholztöne. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurden diese Teppiche nach Deutschland und selbst nach Persien reimportiert. Deshalb nennt man sie "amerikanische Saroughs".

Bücher und Filme
Seit über 30 Jahren sammle ich Teppichbücher, -filme und sonstige Gegenstände zum Thema Teppiche und Orient. Stöbern Sie in unseren Schätzen. Gerne können Sie sich Teppichbücher und Teppichfilme aus unserem umfangreichen Bestand ausleihen.

Brandprobe
Die Brandprobe wird benötigt um einen Teppich aus Naturseide von einem Teppich aus Kunstseide oder Baumwolle zu unterscheiden.
ACHTUNG. Eine glanzreiche Schafwolle wird vom Nicht-Fachmann manchmal auch mit Seide verwechselt. Schafwolle hat ein ähnliches Brandverhalten wie Naturseide.
Bitte ziehen Sie mit einer Nadel einen Faden aus dem Flor und zünden diesen an. Führen Sie die Brandprobe nicht direkt am Teppich durch.
- Seide und Schafwolle: riechen nach verbranntem Haar. Die Asche zerfällt beim Reiben zwischen den Fingern.
- Baumwolle: riecht nach verbranntem Papier. Die Asche ist sehr fein, hell, weißlich, leicht und vollständig zerreibbar zwischen den Fingern.
- Viskose und Viskose-Acetat-Mischung: riechen ebenfalls nach verbranntem Papier. Die Asche zerfällt, aber nicht vollständig sondern es bleibt ein harter Rand.
- Polyester: stechender, beißender, stark chemischer Geruch. Asche gibt es nicht, es bildet sich ein glasähnliches Kügelchen.
Zur Verdeutlichung finden Sie hier ein kurzes Youtube-Video zur Brandprobe: Mittels Brandprobe Kunstseide von Naturseide unterscheiden.
Feinheit / Knüpfdichte
Die Bedeutung der Feinheit von Teppichen wir oftmals überbewertet - besonders von Verkäufern die Blenderteppiche verkaufen. Natürlich ist die Feinheit wichtig. Je mehr Knoten pro Quadratmeter ein Teppich hat, umso feiner wirkt das Muster und umso besser kann die Strapazierfähigkeit sein.

Beim Zählen der Knoten - sehr hilfreich ist dabei ein Fadenzähler - ist es sehr wichtig zu erkennen, ob ein Knoten flach oder gestaffelt ist. Bei flachen, nicht gestaffelten Knoten sind auf der Rückseite in Schußrichtung zwei Höcker zu erkennen. Diese müssen als ein Knoten gezählt werden, sonst hat der Teppich 50% mehr Knoten.



Weitere Informationen weiter unten unter dem Stichwort "Knotenarten"
Doch nicht nur die Feinheit ist für diese beiden Punkte wichtig. Denn wenn der Flor (zu) hoch ist, wirkt das Muster unklar, auch bei feiner Knüpfung. Eine Steigerung der Knotenzahl von 100.000 Kn./m² auf 400.000 Kn./m² bedeutet meist eine Verbesserung der Haltbarkeit. Bei der Steigerung um dieselbe Zahl von 500.000 Kn./m² auf 800.000 Kn./m² wird es vermutlich eher eine Verringerung der Haltbarkeit bewirken, da das Garn extrem fein sein muß und dadurch meist weniger robust ist.
Ein iranischer Hamadan mit robuster Wolle und etwa 100.000 Kn./m² hält meist länger als ein indischer Teppich mit kurzstapeliger indischer Wolle mit 250.000 Kn./m². Als Stapellänge bezeichnet man die Länge der Schuppen die der Wollfaser Halt geben und das Wiedererholungsvermögen verbessern.

Um die Feinheit zu bestimmen werden die Knoten in Schußrichting (quer zu den Fransen) und in Kettrichtung (in Richtung der Fransen) auf einer Länge von 1 cm - oder noch genauer auf 10 cm - gezählt. Dann werden die beiden Zahlen miteinander und mit der Zahl 100 multipliziert. Zum Beispiel: 5 Knoten pro Zentimeter entspricht 50 Knoten auf 10 cm, ergibt 50 x 50 x 100 = 250.000 Kn.(m²). Das Knotenverhältnis muß nicht quadratisch sein. Besonders gröbere Knüpfungen haben oft mehr Knoten in Schußrichtung als in Kettrichtung, z.B. 3 x 4 = 120.000 Kn.(m²). Zum Youtube-Film mit weiteren Informationen.
Die Knüpfdauer - und damit auch der Preis - sind stark von der Knotenzahl abhängig. Ein Knüpfer schaft pro Tag zwischen 3.000 und 4.000 Knoten. Je gröber der Teppich, desto schneller das Knüpfen. Bei einem feinen Teppich mit 1.000.000 Kn./m² braucht ein Knüpfer über ein Jahr! Der feinste Knüpfteppich der Welt hat 15,5 Mio. Kn./m² und wurde in China geknüpft.

Fransen haben auch einen Sinn
Teppichfransen werden von vielen als Ärgernis betrachtet und bei modernen Teppichen oft von vorneherein umgenäht.
Die Fransen sind nicht nur die herauslaufenden und abgeknoteten Kettfäden des Teppichs, sondern flachen auch den Höhenunterschied zwischen Boden und Teppichflor ab. Dadurch wird der Teppich an der Fransenseite weniger abgenutzt. Optimal ist eine Länge von zwei bis sechs Zentimeter. Bei längeren Fransen vergrößert sich die Gefahr des Ausreissens.
Wer seine Fransen bequem ordnen möchte, kann sich diese Arbeit mit unserem Fransenkamm erleichtern.
Hausstaub / Feinstaub
Die Meinung, dass Teppiche und Teppichboden schlecht für Hausstaub-Allergiker sind, wird noch immer auch von vielen Ärzten vertreten.
Obwohl von verschiedenen Stellen untersucht und bewiesen wurde, dass die Allergenkonzentration in der Luft bei Räumen mit Teppichen/Teppichboden sehr viel geringer ist als in Räumen mit glatten Böden.
Selbst in der Allergiker-Klinik in Oberstaufen liegt Teppichboden.
Hier habe ich eine kleine Auswahl von Informationen zu diesem Thema gesammelt:
Zentralverband Raum und Ausstattung - 29.03.2010
Kashan
Der Klassiker unter den Orientteppichen.
Ausführliche Informationen finden Sie hier als PDF.
Kelim
Der türkische Begriff Kelim (Kilim) bezeichnet einen gewebten Teppich bei dem die Schussfäden auf beiden Seiten das Muster bilden. Diese sind so dicht gewebt, dass die Kettfäden nicht sichtbar sind. Der Kelim wird als Bodenteppich, Wandbehang, Decke oder als Gepäckstück verwendet. Hochwertige Kelims sind äußerst robust und haltbar.
Knotenarten
Die beiden wichtigsten Knotenarten sind der Senneh-Knoten - auch persischer oder asymmetrischer Knoten genannt - und der Gjordes-Knoten - auch türkischer oder symmetrischer Knoten genannt. Beide Knotenarten sind in der Türkei und auch dem Iran gebräuchlich.
Beide Knotenarten können flach geknüpft werden, d.h. auf der Rückseite sind beide Höcker des Knotens zu sehen. Bei der Bestimmung der Knüpfdichte darf nur jeder zweite Höcker gezählt werden. Siehe linkes Foto. So ein Teppich fühlt sich eher weich und lappig an.
Wenn die Knoten gestaffelt werden, ist ein Höcker verdeckt. Dies ist an einer Rillenbildung, wie am rechten Foto, zu erkennen. Der Teppich ist dadurch fester im Griff.
Wenn Sie einen Knoten mit einer Nadel von der Rückseite herausziehen behält dieser die Knotenform wie auf der Zeichnung. Bei fast allen maschinell gefertigten Teppichen sieht die Schlinge ein "V" oder "U" aus.
Mafrash
Der kaukasische Ausdruck für große Tasche wird meist mit "Bettzeugbehälter" übersetzt. Hierbei handelt es sich um eine große Tasche die zur Raumgewinnung mit Seitenteilen versehen wurde.
Da sie gefüllt sehr große Kissen ergeben würden, werden Sie in europäischen Häusern oftmals zu Sitzbank umgearbeitet.
Merzerisation
Merzerisierte Baumwolle wird auch Flosh-Seide genannt und meist in Kayseri, Türkei, verwendet. Hierbei wird die Baumwolle mit Natronlauge veredelt. Dadurch erhält sie einen waschbeständigen Glanz und höhere Festigkeit.
Flosh-Seide wird unrichtigerweise oft als Naturseide bzw. echte Seide verkauft. Eine Brandprobe - siehe oben - verschafft hier Klarheit.
Motten
Wissenswertes über Motten und wie Sie der Mottenplage Herr werden - mit Mitteln auf pflanzlicher Basis - erfahren Sie hier.
Nachknüpfland
Als Nachknüpfland bezeichnet man Länder in denen überwiegend Originalmuster aus dem Iran, Türkei oder Afghanistan reproduziert werden. Der ursprüngliche Gedanke war, die wertvollen Original-Teppiche für einen Massenmarkt günstig zu produzieren.
In den letzten Jahren sind Originalteppiche teilweise sehr stark im Preis gefallen - teilweise auch zu Lasten der Qualität - und die Nachknüpfländer sind selbstbewusster in Bezug auf die Abwandlung des Designs und oft auch besser in der Qualität geworden.
Viele der so genannte Nachknüpfländer haben eine alte Knüpftradition wie z.B. Indien und China. Diese knüpfen kaum mehr in der traditionellen Art, da es nur einen sehr kleinen Absatzmarkt dafür gibt. In diesen Ländern werden auch moderne Teppiche in traditioneller Handwerkskunst hergestellt.
Namakdan
Als Salztasche oder Namkdan werden im Iran und Afghanistan Taschen zur Aufbewahrung von Salz für die Tiere bezeichnet. Sie sind heute geknüpfte Raritäten.
Ausführliche Informationen finden Sie hier als PDF.
Roter Teppich
Warum wird bei vielen Veranstaltungen ein "roter Teppich" ausgerollt?
Rot zählte zu den teuersten Farben. Natur-Purpur stammt aus dem Meer, aus dem Drüsensekret der Purpurschnecke. Die Drüsen wurden entnommen und in Salzwasser mit Urin eingekocht. Beim Trocknen im Sonnenlicht verfärbten sich die Stoffe von Rose über Rot bis zu Violett. Wegen des starken Gestanks befanden sich die Färbereien stets außerhalb der Städte.
Zur Herstellung eines Gramms Purpur benötigte man etwa 10.000 Schnecken. Deshalb waren die Gewänder von Würdenträger oft Rot oder Purpur.
Erst mit Einführung der synthetischen Farben und Entdeckung der Krappwurzel um rote Farbe herzustellen, wurde Rot erschwinglich.
Sumakh
Der Sumakh (Soumak) ist ein Kelim - siehe oben - bei dem die Schussfäden flottierend sind. Das bedeutet auf der Unterseite des Teppichs sind die Fadenenden als lose Fäden zu sehen. Dies erhöht die Weichheit und den Isolationseffekt des Teppichs. Sumakhs werden überwiegend im Nordiran und im Kaukasus hergestellt.
Teppichreiniging
Jährliche Teppichwäsche - Bei diesem Artikel aus den Schorndorfer Nachrichten vom 01.07.2015 reibe ich mir die Hände, weil das ein kräftiger Umsatzschub wäre.
Bei den Wäscheintervallen sollte die Art des Teppichs und die Nutzung berücksichtigt werden. Bei einem hochwertigen Teppich der nicht in Laufstraßen liegt oder sonstigen starken Verschmutzungen ausgesetzt ist, kann der Wäschezeitraum auch auf mehrere Jahre ausgedehnt werden. Ich berate Sie gerne.
Teppiche im Schnee klopfen - Bei diesem Artikel aus den Schorndorfer Nachrichten vom 16.10.2013 fehlen zwei wichtige Informationen:
1. Der Teppich muss kalt sein bevor er in den Schnee gelegt wird. Sonst taut der Schnee und der Teppiche kann wellig oder verfärbt werden.
2. Ein Teppich sollte nicht über der Teppichstange sondern flach auf dem Boden geklopft werden da sonst das ganze Gewicht an den Kettfäden hängt und dies kann zu Rissen führen.